Das spirituelle und religiöse Leben der Balinesen unterliegt einer Dualität aus guten und weniger guten Einflüssen. Es gibt Orte die tendenziell eher gut (suci, ening oder nirmala) sind wie Berge, Quellen und die Sonne. Und es gibt Orte die eher böse (tenget oder angker) sind, wie das Meer beispielsweise.
So versucht man sich auf Bali möglichst so zwischen diesen Ebenen zu platzieren, dass man ohne größere Probleme durchs Leben kommt. Das zeigt sich nicht nur in der räumlichen Ausrichtung der Tempel und Kultplätze, sondern auch im Verhalten der Menschen.Gegenüber den Göttern, Dämonen, Ahnen und Mitmenschen sind eine ganze Menge Dinge zu beachten. Aus diesem Grund haben sich auf Bali sehr viele Standardabläufe entwickelt, die Rituale oder Zeremonien.
Sie dienen allesamt dazu, den Menschen in ein gutes Gleichgewicht zwischen gut und böse, rein und unrein zu setzen, Gefahren abzuwehren, Nahrung zu gewinnen und den Fortbestand der Familie zu sichern.
Der Schauplatz des jeweiligen Rituals, sei es nun ein großer oder kleiner Tempel, ein Schrein oder einfach der Fußboden vor der eigenen Haustüre wird dabei zu Bühne für die Akteure, also die Menschen, Priester, Musiker usw. Die Götter, Dämonen oder Ahnen um die es geht sind die Zuschauer.
Der Wuku-Kalender
Geburt und Kindesalter
Dreimonatsfeier
Zahnfeilung
Hochzeit
Verbrennungszeremonie
Eka dasa rudra
Die Zeitpunkte und Orte der Zeremonien sind dabei entweder durch das Kalenderwesen festgelegt oder werden vom Priester individuell bestimmt. Das Kalenderwesen Balis orientiert sich grundsätzlich an zwei verschiedenen Kalendern.
Einmal am ursprünglich indischen Saka Jahr, dem Sonne-Mond-Jahr und einmal am javano-balinesischen Uku- oder Wuku-Jahr das 210 Tage umfasst. Für weltliche und wirtschaftliche Termine gilt allerdings der westliche gregorianische Kalender.
Das Leben eines jeden Balinesen ist also durchzogen von zahlreichen Zeremonien und Feierlichkeiten. Einteilen lassen sich diese in offizielle und private. Die offiziellen Zeremonien werden von allen Balinesen zur gleichen Zeit vollzogen, Tempelbesuche gehören dazu oder die Feiertage.
Die persönlichen Rituale richten sich nach jeder Person und werden auf Bali sehr wichtig genommen. Zur Vorbereitung werden grundsätzlich Haus und Hof gereinigt und der Platz für die Durchführung vorbereitet. Das kann der Haustempel sein oder auch ein großer Raum oder ein Hof, je nach Bedarf.
Geladen werden ein Gamelanorchester, fester Bestandteil einer jeden Zeremonie und je nach Bedarf Tänzer, Priester und Helfer für Speis und Trank. Nicht selten kommen 50 Gäste, je nach Größe der Familie. Sind die nötigen Opfergaben vorbereitet kann es losgehen. Die Aufwendungen für diese Zeremonien sind oft sehr hoch, teilweise müssen Kredite aufgenommen werden um alles nötige zu bezahlen. Aber für die Götter tut man das gerne.
Die Rituale beginnen schon in frühester Kindheit, bereits kurz nach der Geburt müssen die ersten bösen Geister vertrieben werden. Nach der Geburt wird dem Kind ein vorübergehender Name gegeben, um die Dämonen davon abzuhalten es zu befallen. Erst später wird der richtige Name vergeben.
Im Erwachsenenalter erwarten den Balinesen die schmerzhafte Zahnfeilung, mit der er fortan die volle Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Die Hochzeit ist da deutlich angenehmer, ausgerichtet wird diese von beiden Familien. Die letzte Zeremonie ist die Verbrennung nach dem Tode um die Seele des Verstorbenen freizugeben, damit diese reinkarnieren kann.