Die Zahnfeilung (Masangih, Mapandes) ist ein Ritual, das auf Bali Jugendliche nach der ersten Menstruation bzw. dem Einsetzen der Pubertät erwartet. Hierbei werden die sechs oberen Eck- und Schneidezähne abgefeilt um die sechs menschlichen Leidenschaften im Zaum zu halten.
Es sind dies die Lust und sinnliche Liebe (kāma), Wut und Zorn (krodha), Habgier (lobha), Verwirrung und Dummheit (moha), Rausch und Trunkenheit (mada) und Eifersucht (mātsarya). Die unteren Zähne bleiben wie sie sind um diese Eigenschaften nicht gänzlich abzutöten, denn sie gehören ja doch irgendwie zum Leben.
Die Götter der sexuellen Liebe (semara und ratih) erhalten ihre speziellen Opfer. Der Kandidat legt sich nun hin und lässt die doch recht schmerzhafte Prozedur tapfer über sich ergehen. Wobei heutzutage das Abfeilen der Zähne oft nur noch angedeutet wird und eher symbolischen Charakter hat. Hat die Familie nicht genug Geld für das recht kostspielige Ritual, kann es mit der Hochzeit zusammengelegt werden.
