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Vulkan Gunung Tambora

Krater des Gunung Tambora auf Sumbawa, Indonesien

Der Krater des Gunung Tambora auf Sumbawa gehört zu den größten der Welt und bietet spektakuläre Ausblicke. Foto: siehe Seitenende

Ein imposantes Highlight der Insel Sumbawa ist der 2850 Meter hohe aktive Stratovulkan Gunung Tambora, der fast die gesamte Fläche der im Norden gelegenen Halbinsel Nusa Sanggar einnimmt. Seine heutige Höhe ist zwar an sich nicht weiter bemerkenswert, allerdings besitzt er eine beeindruckende Caldera. Der Krater misst etwa 7 Kilometer im Durchmesser und er ist bis zu 1400 Meter tief. Er gilt als tiefste Caldera seit Beginn der christlichen Zeitrechnung. Während der Aufstieg zum Kraterrand inklusive spektakulärer Aussicht für geübte Wanderer recht einfach zu bewerkstelligen ist, ist der Abstieg zum Kraterboden sehr anspruchsvoll und aufgrund der Steilwände und häufigen Erdrutsche auch gefährlich.

Der Vulkan bildete sich über einer aktiven Subduktionszone, also über einer Stelle an der zwei Kontinentalplatten aufeinander stoßen und sich übereinander schieben. Dieser Prozess hob seinen Gipfel auf über 4300 Meter an, was ihn zu einem der größten Vulkane ganz Indonesien machte. In einer großen Kammer im Berg sammelte sich dabei über mehrere Jahrhunderte hinweg Magma an. Zwischen dem 10. und dem 15. April des Jahres 1815 erreichte diese Kammer ihre maximale Größe und der Vulkan brach in einer der größten Eruptionen der Menschheitsgeschichte aus. Dabei sackte er von seinen 4300 Metern auf die heutigen 2850 Meter zusammen.

Anreise zum Gunung Tambora:

Die Anreise zum Tambora erfolgt von den beiden am nächsten gelegenen Städten Dompu oder Bima aus. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum, die Straßen sind nicht immer in gutem Zustand.

Koordinaten: Süd 8°14’43 Ost 117°59’34


Die Eruption erreichte den Vulkanexplosivitätsindex 7, große Mengen Gestein, Asche und Staub legten sich über Sumbawa, Borneo, Sulawesi, Java und die Molukken. Etwa 12.000 Menschen starben direkt durch den Ausbruch, insgesamt forderte der Vulkan über 71.000 Menschenleben, denn durch die riesigen Aschemengen die auf etwa 100 Kubikkilometer geschätzt werden, wurden weite Landstriche verwüstet und viele Menschen verhungerten. Die Volksgruppe des Königreichs Tambora mitsamt eigener Sprache und Kultur verschwand vollständig. Auch global machte sich die Katastrophe bemerkbar, 1816 gab es ein Jahr ohne Sommer mit Missernten in Europa und Nordafrika und der darauf folgenden schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

Die bekanntesten Routen zum Tambora

Natürlich wurde der Tambora bereits von Touristen entdeckt, auch wenn es aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse auf Sumbawa noch vergleichsweise wenige sind. Die Anreise erfolgt von den beiden am nächsten gelegenen Städten Dompu oder Bima. Im Umkreis des Vulkans gibt es einige kleinere Dörfer, Sanggar im Osten, Doro Peti, Pancasila und Pesanggrahan im Nordwesten, Doro Mboha im Südosten und eine Kleinstadt namens Calabai im Westen. Hinauf zum Kraterrand führen zwei Routen. Eine davon beginnt südöstlich des Tambora in Doro Mboha. Zunächst führt eine gepflasterte Straße durch Plantagen auf 1150 Meter Höhe und dann geht es über einen Wanderweg hinauf bis zum Kraterrand auf 1950 Metern. Dort ist eine gute Stelle zum Kampieren, oft befinden sich hier die Basislager von Vulkanbeobachtern.


Die zweite Route beginnt in Pancasila an der Nordwestflanke des Vulkans. Von dort gibt es einen Fahrweg zu einer Siedlung von Kaffeepflanzern namens Lerang Tambora, weiter geht es über einen Pfad durch dichten Regenwald bis zum Kraterrand. Der Abstieg zum Boden der Caldera ist schwierig und extrem gefährlich, weshalb es bisher nur wenigen Forschern gelang ihn zu meistern, darunter mehrfach ein Team von Georesearch Volcanedo Germany. Es treten immer wieder Erdbeben auf, die an den sehr steilen Flanken schwere Bergstürze verursachen. Für den Abstieg ist moderne Klettertechnik und viel Erfahrung notwendig. Zudem ist die Logistik bei steigendem Umfang der Ausrüstung sehr schwierig, so dass längere Aufenthalte am Kraterboden fast unmöglich sind. Die Temperaturen sind teilweise extrem hoch und in der Caldera bildete sich ein kleinerer aktiver Vulkankegel.


Geografische Übersicht

Der Gunung Tambora liegt nur etwa 340 Kilometer nördlich des Sundagrabens, jener Tiefseerinne, die durch das Aufeinandertreffen der Australischen Platte auf die Eurasische Platte entstanden ist und auch weiterhin entsteht. Denn die Platten bewegen sich mit 7,8 Zentimeter pro Jahr aufeinander zu, wobei sie sich übereinander schieben. Das Alter des Vulkans schätzen Wissenschaftler auf mindestens 57.000 Jahre, seine derzeitige Höhe beträgt 2850 Meter und sein Durchmesser an der Basis liegt bei etwa 60 Kilometern. Vor der gewaltigen Eruption 1815 war er etwa 4300 Meter hoch und besaß einen hohen Kegel aus dem über den zentralen Schacht recht häufig Lava austrat. Es existieren auf ihm gut 20 kleinere Vulkankegel die regelmäßig aktiv werden und zumeist Basalt-Lavaströme produzieren.

Archäologische und Geologische Forschung am Tambora

Nahe der Caldera des Gunung Tambora wurde im Jahre 2004 ein Dorf entdeckt, das beim verheerenden Ausbruch des Vulkans 1815 vollständig begraben wurde und 200 Jahre unter einer 3 Meter dicken Ascheschicht verborgen war. Das amerikanische Team rund um Haraldur Sigurdsson von der Rhode Island Universität entdeckte unter anderem ein Haus mit menschlichen Knochen und Gegenständen wie Töpfen und Werkzeugen. Aus den gefundenen Gegenständen schlossen die Forscher, dass die Bewohner des Dorfes nicht arm waren, was sich ja mit der damaligen Bekanntheit der Insel für hochwertige Handelswaren deckt. Die Erforschung des „Pompeji des Ostens“ hat allerdings gerade erst begonnen. Ursprünglich hoffte man, den Palast des Radschas des zerstörten Königreichs Tambora zu finden, da aber bisher keine weiteren Artefakte gefunden wurden, ist es wohl doch nur ein normales Dorf gewesen. Die Suche geht natürlich weiter, es kommen unter anderem Radarverfahren zum Einsatz die unter der Asche verborgene Strukturen sichtbar machen können.

Auch die Geologen erforschen den Vulkan ausgiebig. Seit dem Ausbruch im Jahre 1815 gelang es allerdings nur sehr wenigen Forschern den Boden der Caldera zu erreichen. Zunächst war es der Schweizer Lehrer und Botaniker Heinrich Zollinger der 1847 erstmals seit dem Ausbruch den Kraterrand erreichte. Es folgten 1913 P. van Rheden und 1947 W. A. Petroeschevsky, die aber ebenfalls nur bis zum Rand kamen. 2013 schaffte dann das Team von Georesearch Volcanedo Germany erstmals eine längere Expedition bis zum über 1000 Meter tiefer gelegenen Kraterboden. Die Route führte über die extrem gefährliche Südflanke von 2430 Metern auf 1340 Metern hinab. Das Team blieb neun Tage auf dem Boden, was damals den mit Abstand längsten Aufenthalt darstellte. Untersucht wurden die Auswirkungen der immer wiederkehrenden kleineren Eruptionen und Erdbeben, es fanden Messungen von Temperatur statt, verschiedene Gasmessungen, Wetteraufzeichnungen und Untersuchungen der Flora und Fauna. Auch Karten wurden angefertigt und die Aktivität einiger kleiner Nebenkrater wurde beobachtet. Schon Mitte 2014 überbot dasselbe Forscherteam seine erste Expedition und blieb zwölf Tage im Krater um weitere Messungen vorzunehmen.

Aktivität des Tambora

Die Wissenschaft geht davon aus, dass es bereits vor dem Ausbruch des Tambora im Jahre 1815 mindestens drei große Eruptionen gab. Man schätzt die Zeitpunkte auf 3700 v. Chr., 3050 v. Chr. und 740 n. Chr, wobei sich die Daten plusminus ein paar Hundert Jahre verstehen. Alle drei Ausbrüche sind vermutlich explosionsartig erfolgt. Vor seinem Ausbruch 1815 war der Tambora mehrere Jahrhunderte lang recht inaktiv, die aufsteigende Lava blieb in einer geschlossenen Magmakammer in einer Tiefe von 1,5 bis 4,5 Kilometern. Dort entstand allmählich ein Druck von etwa 5 Kilobar bei bis zu 800 °C. 1812 wurden die ersten Erdstöße bemerkt und es gab offenbar eine dunkle Wolke über dem Vulkan. Am 5. April 1815 fand ein mittelstarker Ausbruch statt, dessen Geräusche bis ins 1400 Kilometer entfernte Ternate auf den Molukken vernommen wurden. Am Morgen danach gab es in Ost-Java erste Ascheniederschläge, am 11. April sollen die Explosionsgeräusche von den britischen Streitkräften im 2600 Kilometer entfernten Sumatra gehört und für Kanonenschüsse gehalten worden sein.

Am 10. April gab es Berichte von drei Flammensäulen die aus dem Berg emporstiegen, es gingen Bimssteinbrocken mit 20cm Durchmesser in der Umgebung nieder, danach folgte Asche. Pyroklastische Ströme brachen nach allen Seiten aus und vernichteten das Dorf Tambora. Die Aschewolke breitete sich bis nach Java und Sulawesi aus, in Batavia (heutiges Jakarta) wurde im Regen ein deutlicher Salpetergeruch wahrgenommen. Die Eruption erreichte einen Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 7 und setze etwa vier mal so viel Energie frei wie der Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883. Die Menge des Auswurfs wird auf 100 bis 160 Kubikkilometer geschätzt, eine Masse von etwa 140 Milliarden Tonnen. Nach dem Ausbruch war der Gipfel verschwunden und der Vulkan statt 4300 nur noch 2850 Meter hoch. Er besitzt seitdem seine Caldera mit ihren 7 Kilometern Durchmesser.

Die Ascheniederschläge wurden in bis zu 1300 Kilometern Entfernung beobachtet, im Umkreis von 600 Kilometern blieb der Himmel für zwei Tage dunkel und die Lavaströme reichten mindestens 20 Kilometer weit. Bei der Katastrophe kamen auf Sumbawa 4000 Menschen ums Leben, die Küsten von Flores und Timor wurden von Tsunamis überspült, insgesamt sollen 12.000 Menschen direkt gestorben sein. Die Auswirkungen des Ausbruchs forderten insgesamt etwa 71.000 Menschenleben, viele verhungerten nachdem die Felder unter meterdicken Ascheschichten verschwanden. In Europa gab es 1816 ein Jahr ohne Sommer mit Missernten und Hunger. Es kam zu Aufständen, die Schweiz musste sogar den Notstand ausrufen. Die Haferpreise stiegen rasant an, wodurch es zu einem Rückgang des Pferdebestandes kam, was wiederum die Entwicklung der Draisine begünstigte. Auch danach blieb der Tambora aktiv, 1819 gab es einen kleineren Ausbruch und zwischen 1850 und 1910 kam es immer wieder zu kleineren Eruptionen in der Caldera. Der letzte Ausbruch fand 1967 statt, war aber unspektakulär. Kleinere Erdbeben speziell innerhalb der Caldera sind auch heute noch an der Tagesordnung.

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Titelbild Vulkan Tambora: von Jialiang Gao (peace-on-earth.org) (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons