Etwa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Unabhängigkeit Indonesiens gewinnt auf Bali eine neue, monotheistische Weltsicht an Bedeutung. Das Konzept des Sang Hyang Widhi, Sang Hyang Tunggal oder Cintya, das als spirituelles Oberhaupt eine abstrakte und nicht greifbare Weltseele, ähnlich dem indischen Brahman, annimmt.
Sang Hyang Widhi bedeutet so viel wie „Gott ordnendes Prinzip“ oder Gott „Weltordnung“, Sang Hyang Tunggal bedeutet so viel wie „einziger Gott“ und Cintya bedeutet so viel wie „der Unvorstellbare“ oder „der Undenkbare“.
Dieses Konzept der einen Weltseele war zuvor nur in Priesterkreisen bekannt und auch dort nur einigen. Die Weltseele wurde als Urwesen gesehen, dem es langweilig war und das deshalb die Götter als seine Söhne schuf. Einer davon, Shiva, war in der Lage die Welt zu erschaffen.
Sang Hyang Widhi greift niemals aktiv in das Geschehen ein und hat auch keinen Körper oder sonst etwas, das man als Manifestation bezeichnen könnte. Deshalb wurde ihm auch nie geopfert. Mit der neuen monotheistischen Bewegung rückt er aber nun in das Zentrum der Welt und speziell junge Balinesen hängen dieser Theorie an. Sie versuchen damit, die ausufernde Welt der Ahnenverehrung und des Götterglaubens in eine vereinfachte Bahn zu lenken.
Denn der neue Glaube braucht keine aufwändigen Rituale mehr, sondern nur noch ein reines Herz und die Hinwendung zur inneren Demut. Zudem sehen viele Balinesen in dieser Religion die einzige Chance gegen den ebenfalls monotheistischen Islam zu bestehen, der den Rest Indonesiens beherrscht.
Gleichzeitig gibt es auf Bali aber auch Strömungen in die Gegenrichtung, von Menschen die den bisherigen Glauben beibehalten und stärken wollen.